Nähe

Deine Arme, deine Arme, deine Arme, deine Finger, der Zeigefinger und der Daumen streicheln meine rechte Ohrmuschel. Ich sehe dir in die Augen, dann mache ich meine zu. Ich sehe noch immer deine Nase, deine Lippen, deine Wangen, die weiche weiche Haut, ich lege meine Hände über dein Gesicht, damit es wahr wird.

Ich brauche deine Nähe.
Ich würde niemals danach fragen.
Aber ich nehme sie, wenn sie sich mir anbietet.
Es könnte auch jede und jeder andere sein.

Natürlich will ich dich.
Mein Innerstes ruft nach dir.
Aber ich nehme was ich kriegen kann.
Warme Haut.
Arme und Hände und Finger die mich festhalten.
Ich will nicht zerrinnen.

Und wenn du mich rufst, dann komme ich.
Ein Versprechen, das du niemals hören wirst.
Das habe ich nur mir selbst gegeben.
Ich halte mich frei, die geistige Jungfrau, das edle Mädchen. Du hast so viel Raum wie du brauchst, ich teile ihn mit dir, wenn du erlaubst.
Im ewigen Erwarten sterbe ich langsam.
Doch keine Sorge, ich erwarte nicht von dir. Ich warte. Punkt.
Darin ist kein Vorwurf verborgen, vielmehr eine Anklage gegen mich selbst. Meine ewige Strafe.

Darf ich denn nicht fragen bitten betteln fordern nach den Armen, den Armen, deinen Armen, den Fingern, dem Zeigefinger und dem Daumen auf meiner Ohrmuschel?
Darf ich nicht fragen nach dem Flüstern und den Küssen? Und wenn das zu viel ist, darf ich umarmt werden? Und wenn das zu viel ist, darf ich danach fragen, gefragt zu werden?
Du trägst keine Verantwortung, niemals. Du trägst schon alles andere. Ich trage es gerne mit dir.


Schenk mir etwas. Eine Perle. Ein Blatt.
Schenk mir ein Wort. Schenk mir einen Kuss.
Und schon lösche ich die letzten Sätze.
Bloß keine Forderungen.
Und sind Wünsche nicht fast dasselbe?
Meine Wünsche sind dein Zwang.

Ich nehme was ich kriegen kann.
Manche spüren das. Er hat sich entschuldigt für ein reines Versehen. Und sie war lieb. Und ich hätte bleiben können. Ich hätte weinen können.
Meine Tränen zeichnen ein Bild hoffnungsloser Verwirrung. Verlorene Schokolade macht mich weinen, deine Ablehnung rührt mich zu Tränen. Ihr Abschied macht mich leer.

Und ich sehne mich nach dir. Ich sehe mich nach Worten, die mich liebkosen und die ich niemals hören werde. Ich sehne mich nach Nähe, die du mir manchmal geben kannst, aber nicht heute. Ich sehne mich danach, dir all das zu offenbaren, dir die Wahrheit zu sagen, aber ich habe Angst.
Ich spüre Musik wie meinen Herzschlag.
Deswegen hat er auch zu dir geschlagen.
Deine Arme, deine Arme, deine Arme, deine Finger, dein Daumen und Zeigefinger, wann werden sie wieder meine Ohrmuschel streicheln?

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